Academia Julia – Helmstedt Kurs

Studienkurs-Digitalisierung

Digitalisierung - Chance für den ländlichen Raum?

Wissenschaft-Kultur-Wirtschaft-Politik-Gesellschaft im Dialog

Helmstedt 30. März- 03. April 2020

 

In Kooperation mit der Freien Universität Berlin, bietet der Verein Academia Julia e.V. im März / April einen Helmstedt-Kurs für herausragende Studierende und DoktorandInnen an, die sich für Ökonomie, Geschichte und Politik begeistern und ihr Wissen über die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung für ländliche Regionen deutlich vertiefen wollen. Die KandidatInnen bewerben sich mit einem Motivationsschreiben und die 15 besten KandidatInnen werden zum Helmstedt-Kurs eingeladen.

Technologischer Wandel hinterlässt tiefgreifende Veränderungen in den Produktions- und Konsumstrukturen von Gesellschaften. Diese Veränderungen spiegeln sich maßgeblich geographisch wider und haben konkrete, teilweise essentielle Auswirkungen auf das (Über-) Leben verschiedener Regionen. Einige Gegenden erfahren einen rasanten wirtschaftlichen aber auch kulturellen Aufstieg, wohingegen andere, traditionell vor allem ländliche Regionen an Bedeutung verlieren.

Historisch gab es in der jüngsten Geschichte vor Allem den Aufstieg größerer Städte, aber auch bestimmter industrieller Ballungsräume, wie des Silicon Valley. Mit den neusten technologischen Entwicklungen, wie KI und Big Data, stehen diese etablierten Strukturen nun erneut zur Disposition und viele WissenschaftlerInnen sehen eine Chance auch für die bis dato als Verlierer des Strukturwandels angesehenen Räume, die sogenannte Peripherie oder ländlichen Regionen.

Der Helmstedt-Kurs beschäftigt sich mit diesen aktuellen Entwicklungen und möchte herausragenden Studierenden, WissenschafterlerInnen und politischen EntscheidungsträgerInnen einen fundierten Einblick in die aktuellsten Forschungsergebnisse zu diesem Themenkomplex bieten. Der Helmstedt-Kurs findet vom 30. März bis 03. April 2020 in der historischen Universitätsstadt Helmstedt statt und bietet insgesamt 15 Teilnehmern ein hochkarätiges Programm zu den großen Fragen des digitalen Strukturwandels. Der Schwerpunkt liegt auf Perspektiven der Ökonomie, Kultur und Politik, kombiniert mit kontroversen Kamingesprächen mit örtlichen Personen aus der Politik und Wirtschaft.

 

Es liegt auf der Hand, dass die Digitalisierung neue Standortfaktoren für Einwohner und Unternehmen mit sich bringt. Neue Dienstleistungen entstehen und ArbeitnehmerInnen benötigen veränderte Kompetenzen. Aber bieten die neusten technologischen Entwicklungen eine Chance, ländliche Räume attraktiver zu machen? Ermöglicht mobiles Arbeiten neue Standortvorteile gegenüber Ballungsräumen? Oder wird sich die Stadt-Land-Kluft weiter verstärken? Erfahren wir auch zukünftig eine Verlagerung hin zum Onlinehandel, oder gewinnen Kombinationen von Online- und Offlineangeboten an Bedeutung? Ermöglichen intelligente Gebäude bis ins hohe Alter ein Leben in den eigenen vier Wänden? Welche Chancen bietet die Digitalisierung, Mobilität, Einkaufsmöglichkeiten und die Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen zu verbessern? Welche Akteure der lokalen Wirtschaft geraten unter Druck? Welche Bereiche profitieren? Welche neuen Kompetenzen müssen ArbeitnehmerInnen erwerben? Und welche Verantwortung trägt die lokale Politik? Welche Aufgaben kommen der Stadtplanung und -Entwicklung zu? Der Helmstedt-Kurs bietet eine Möglichkeit, diese drängenden und komplexen Fragen in einem interdisziplinären Dialog zu analysieren.

 

Unter dem Begriff ‚smart city‘ werden schon seit einiger Zeit (auch auf Bundesebene) die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung für das Zusammenleben in Städten diskutiert, allerdings fanden die Entwicklungen in der Peripherie bis jetzt vergleichsweise wenig Beachtung. In Deutschland leben jedoch 15 bis 30 Prozent der Bevölkerung im ländlichen Raum und einige Studien deuten an, dass der Trend zur Urbanisierung eventuell rückläufig ist. Matthias Horx spricht sogar von einer großen Sehnsucht nach dem Ländlichen. Der Helmstedt Kurs möchte hier zu einer fachlich fundierten Diskussion über die Auswirkungen der Digitalisierung auf den ländlichen Raum beitragen. Die historische Universitätsstadt Helmstedt könnte als Fallbeispiel genutzt werden, um die oftmals abstrakt wirkenden komplexen Zusammenhänge zu konkretisieren und der Tatsache Rechnung zu tragen, dass ländliche Regionen sehr heterogen sind und Maßnahmen zur Realisierung von Chancen der Digitalisierung immer ortsspezifisch sein sollten. Basierend auf den Erfahrungen und Erkenntnissen aus dem ersten Helmstedt-Kurs, wäre es wünschenswert, detaillierte sozio-ökonomische Daten über die Situation im Landkreis Helmstedt (Berichte, Gutachten zur Flächennutzung, Wirtschaftssektoren, Migration, Bildung, Arbeitsmarktinformationen etc.) einzubinden. Eventuell soll eine Abschlusspublikation entworfen werden, die die gewonnen Einsichten zusammenfasst.