28.04.2017
Helmstedter Forschungsstelle für Historische Innovationsforschung
Grundidee
Der Strukturwandel stellt altindustrielle Regionen vor große wirtschaftliche und soziale Herausforderungen. Die Erhöhung des Innovationspotenzials einer Region steht in unmittelbarem Zusammenhang mit deren Wohlstand und Lebensqualität. Aber wie kommen Innovationen überhaupt zu Stande? Dazu gibt es ein mittlerweile wohl etabliertes, teils aber eher axiomatisch denn wirklich empiriegeleitetes Feld im Bereich der Wirtschaftswissenschaften, das stark auf disruptive Innovationen und den Ausbau von Gründungskultur setzt, sowie ausgeprägte sozialwissenschaftliche Forschungen. Nachhaltigkeit beginnt erst in jüngerer Zeit eine Rolle in diesen Diskursen zu spielen. Hier kommen historische Tiefendimensionen zum Tragen. Sie deckt (1.) die langfristigen Umweltbedingungen und Erfolgsfaktoren von Innovationsprozessen auf, kann aber auch (2.) ihre Folgewirkungen und -kosten sowie Bedingungen der Etablierung und des Wachstums besser einfangen als Betrachtungen über kurze zeitliche Distanz. Schließlich erlaubt der historische Tiefenblick (3.) eine angemessenere Erfassung der Spezifika regionaler Kultur, wie sie für eine gelungene Innovations- und Förderpolitik unabdingbar ist.
Vorgeschlagen wird eine fünfjährige Forschergruppe, gleichsam als Testballon, die die Entwicklung der Historischen Innovationsforschung, ihre Methoden und ihre Anwendungspotenziale für Regionalplanung und Wirtschaftsförderung ausleuchtet. Sie kann die Tragfähigkeit des Ansatzes unter Beweis stellen und zugleich die nötige Forschungsbasis für eine substantiellen Folgeantrag erarbeiten, der die Forschungsstelle auf (zumindest mittelbare) Dauer stellt.
Zusammensetzung der Forschergruppe
Das Projekt gruppiert sich um eine Juniorprofessur, die auf 5 Jahre befristet wird. Eine Juniorprofessur (Besoldungsstufe W1) statt einer Vollprofessur (W2 bzw. W3) empfiehlt sich nicht nur aus Kostengründen, sondern vor allem, weil Juniorprofessuren grundsätzlich befristet sind, was für Vollprofessuren nicht zutrifft. Zur Forschergruppe gehören weiterhin insgesamt vier Doktorandenstellen, deren Arbeiten auf je drei Jahre angelegt sind. Es arbeiten also in den ersten drei Projektjahren zwei und in den letzten drei die nächsten beiden Promovend(inn)en, jeweils betreut von der Professur. So können die ersten beiden zu Beginn starten und dann zur Projektmitte mit einem Jahr Überlappung den Stab an die nächste Generation weitergeben.
Insgesamt entstanden dann über den Projektzeitraum fünf wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten, nämlich besagte vier Promotionen und eine Habilitation bzw. „second book“ der Juniorprofessorin bzw. des Juniorprofessors; darüber hinaus Aufsätze und Tagungsbände. Es sollte über die Gründung einer eigenen Reihe von „working papers“ (open access, online) nachgedacht werden. Das lässt sich mit überschaubaren Mitteln realisieren, die bei der Sachmittelkalkulation schon mitbedacht werden.
Der Juniorprofessur obliegt eine größer angelegte, makroskopische Studie zur Entstehung und Entwicklung der Innovationsforschung; sie dient gleichsam als reflexive Ebene in einem von Natur aus interdisziplinären Forschungsfeld, das sich selbst noch gar nicht ausreichen als Fach konstituiert hat. Die vier Dissertationen vertiefen in ausgewählten Einzelstudien. Besonderes Augenmerk soll dabei auf Prozesse von langer Dauer gelegt werden, die insbesondere auch vormoderne Epochen und Entwicklungen mit einbeziehen.
Das Team sollte interdisziplinär mit Kultur- und Sozialwissenschaftler(inne)n besetzt sein. Eine Anbindung an die Universität Mannheim (Vorteile: Promotionsrecht, Drittmittelverwaltung, sämtliche einschlägigen Fächer vertreten etc.) wäre trotz der geographischen Distanz gut denkbar, weil die Forschergruppe selbst weitgehend autark arbeiten kann.
Finanzbedarf
Wesentlicher Kostenpunkt für eine solche Forschungsstelle sind die Personalmittel. Wir kalkulieren mit den Personalpauschalen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für 2017.
|
jährlich |
gesamt |
Juniorprofessur (W1) |
72.000 |
360.000 |
Doktorand(inn)en (je 3 Jahre) |
94.950 |
379.800 |
2 stud. Hilfskräfte |
8.000 |
40.000 |
Sachmittel |
10.000 |
50.000 |
Reisekosten |
5.000 |
25.000 |
Veröffentlichungen |
3.500 |
17.500 |
|
193.450 |
872.300 |
Prof. Dr. Hiram Kümper
Universität Mannheim
Geschichte des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit Historisches Institut
D-68131 Mannheim